
Sprichwörtliches
aus der Bibel
Ich wasche meine Hände
in Unschuld
Mit manchen Dingen will man einfach nichts zu tun haben. Und wenn das andere nicht glauben, sagt man schon mal: »Ich wasche meine Hände in Unschuld.«
⠀⠀Diese Redewendung belegt, dass das reinigende Waschen der Hände nicht nur der Hygiene dient, sondern auch eine symbolische Bedeutung haben kann. Reinigung wird mit Unschuld gleichgesetzt.
⠀⠀In diesem Sinne finden wir den Satz bereits im Alten Testament: David beteuert in Psalm 26,6 seine Unschuld: »Ich wasche meine Hände in Unschuld und umschreite, Herr, deinen Altar …«
Bei den Juden war es Brauch, sich vor versammeltem Gericht die Hände zu waschen, um die eigene Unschuld zu demonstrieren. Der römische Statthalter Pontius Pilatus wäscht vor der Verurteilung Jesu ebenfalls seine Hände, um zu zeigen, dass er mit der Verurteilung nichts zu tun haben und keine Verantwortung tragen will.
⠀⠀Der Evangelist Matthäus beschreibt die Szene so (27,24): »Als Pilatus sah, dass er so nichts erreichte und der Tumult nur immer größer wurde, ließ er eine Schüssel mit Wasser bringen. Für alle sichtbar wusch er sich die Hände und sagte: ›Ich bin nicht schuld daran, wenn das Blut dieses Menschen vergossen wird. Die Verantwortung dafür tragt ihr!‹«
⠀⠀Eigentlich ist Pilatus von der Unschuld Jesu überzeugt, aber er steht unter Druck – dem Druck des Kaisers in Rom, der Recht und Ordnung in seinen Provinzen verlangt, und dem Druck der jüdischen Führer und des Volkes. Und so gibt er diesem Druck nach und verurteilt Jesus zum Tod am Kreuz.
Das Wasser hat niemals die Schuld des Pontius Pilatus abwaschen können. Vielmehr klebte Blut an seinen Händen.
Ursula Bernhardt
Foto von Arthur Miranda auf Unsplash