Sprichwörtliches
aus der Bibel

Wer nicht arbeiten will,
soll auch nicht essen

 

Ein bekannter Satz – über Jahrhunderte von Politikern und Machthabern gebraucht – z.B. als sozialistischer, kommunistischer oder nationalsozialistischer Grundsatz. Selten wurde ein Satz aus der Bibel von Politikern aller Lager derart vereinnahmt und – aus dem Zusammenhang gerissen – missbraucht. Selbst im 21. Jahrhundert wurde er noch zur politischen Waffe gegen Arbeitslose.
Wo kommt dieser Satz her? Und worum geht es da?

Der Apostel Paulus formulierte diesen Satz in seinem 2. Brief an die Thessalonicher (3,10). Zu dieser Zeit war die Lage in Thessalonich geprägt von der sogenannten Naherwartung. Einige religiöse Schwärmer sagten sich: ›Der gekreuzigte und auferstandene Christus kommt bald wieder. Da sollte ich nicht mehr arbeiten und meine Zeit damit vertrödeln. Und schließlich gibt es ja genug wohlhabende Gläubige, die jederzeit bereit sind zu teilen.‹

Paulus war darüber entsetzt. Er unterstützte es, dass Christen ihren Lebensstil auf Jesus ausrichteten. Aber sie sollten ihren gewöhnlichen Alltag in ihrem neuen Leben aus der Kraft Jesu bewahren.

Es geht Paulus bei seiner pointierten Mahnung also nicht darum, den Armen nicht helfen zu wollen, die von ihrer eigenen Hände Arbeit nicht leben können. Vielmehr will er dem Müßiggang Einhalt gebieten und die Schwärmer auf den Boden der Tatsachen zurückholen.

Denn Müßiggang ist aller Laster Anfang – aber das ist ein anderes Sprichwort …

Dr. Ursula Bernhardt

Foto von Arthur Miranda auf Unsplash