Sprichwörtliches
aus der Bibel

Jemanden auf Händen tragen

»Ich werde dich auf Händen tragen«, haucht der junge Ehemann seiner geliebten Frau zu. Er will sie verwöhnen, ihr jeden Wunsch von den Augen ablesen und sie beschützen. Wie lange hält solch ein Versprechen?

Dass diese Redensart ihren Ursprung im Alten Testament hat, ist kaum jemandem bewusst. In Psalm 91,11-12 beteuert der Beter, dass derjenige, der Gott vertraut, immer unter Gottes Schutz stehen wird:
»Denn Gott wird dir seine Engel schicken, um dich zu beschützen, wohin du auch gehst. Sie werden dich auf Händen tragen, und du wirst dich nicht einmal an einem Stein stoßen!«
Hinter diesem Schutz Gottes steckt seine unverbrüchliche Liebe. Sie währt immer und ist keinem Verfallsdatum unterworfen.

Wir finden dieses Psalmwort wieder bei Matthäus 4,6-7, im Bericht über die Versuchung Jesu durch den Teufel. Dieser ermuntert ihn, sich vom Jerusalemer Tempelberg zu stürzen: »Wenn du Gottes Sohn bist, dann spring hinunter. In der Schrift steht doch: ›Gott wird dir seine Engel schicken. Sie werden dich auf Händen tragen, sodass du dich nicht einmal an einem Stein stoßen wirst!‹« Aber Jesus verzichtet darauf, die Leistungsfähigkeit seines Schutzengels zu testen, und bleibt standhaft: »In der Schrift steht aber auch: ›Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht herausfordern!‹«

Die Engel Gottes bewahren uns nicht vor jeder Schramme, jedem Knochenbruch und jeder Krankheit. Aber es ist ihre Aufgabe, unser Leben für die Ewigkeit zu bewahren – dafür zu sorgen, dass wir in unserem Glauben nicht stolpern. Leid und Not sind keine Stolpersteine, sondern Meilensteine auf dem Weg in die Ewigkeit.

Ursula Bernhardt

Foto von Arthur Miranda auf Unsplash